Nachdem das Nordseebad Langeoog in den Jahren 1830/31 aus der Taufe gehoben wurde, kämpften die Insulaner damit, nicht den Anschluss an die anderen Nachbarinseln zu verlieren, die bereits solche Seebäder besaßen. Die kleine Bevölkerung der Insel drohte zu verarmen. Auch in den Folgejahren stellte sich der wirtschftliche Aufschwung nicht so recht ein, die meisten Badegäste hatten sich zu den übrigen Inseln orientiert. Gründe dafür wurden in einer angeblichen »Gleichgültigkeit« und »Unreinlichkeit« der Insulaner gesucht.
Der Wendepunkt kam 1884, als das evangelische Kloster Loccum (heute ein Ortsteil der Stadt Rehburg-Loccum im niedersächsischen Landkreis Nienburg/Weser) sich entschloss, auf Langeoog ein Hospiz einzurichten. Während die Anreise bereits seit 1883 durch die Eröffnung der Strecke Jever - Esens erleichtert wurde, kamen ab 1885 erstmalig mehr »Sommerfrischler« auf die Insel. Das Ausbooten der Gäste war aber, wie bei den anderen Inseln auch, immer noch für viele Erholungssuchende abschreckend. Dem Vorbild der Nachbarinseln nacheifernd, wurde 1901 auf Langeoog eine Pferdebahn eingerichtet.
Gemeinsam mit den Bahnen auf Borkum und Wangerooge besteht die Langeooger Inselbahn auch heute noch. Mit großem finanziellen Aufwand wurde die Bahn Mitte der 1990er-Jahre saniert und modernisiert, wobei (leider) auch viel vom bis dahin noch allgegenwärtigen Kleinbahn-Flair verschwand.
Die wichtigsten Eckdaten der Langeooger Inselbahn sind in der nachfolgenden Zeittafel aufgeführt.
21.05.1901 | Der preußische Landrat in Wittmund erteilt die Hauptgenehmigung zum Bau und Betrieb der 3,62 km Langeooger Pferdebahn. | |
22.06.1901 | Feierliche Eröffnung der Langeooger Pferdebahn durch die Langeooger Pferdebahn OHG, einer Tochter der Reederei Esens-Langeoog. Die landespolizeiliche Abnahme der Gleisanlagen hat zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gar nicht stattgefunden, die wird am 2. Juli d.J. nachgeholt. Zur Grundausstattung der Bahn gehören vier Personenwagen, drei Güterwagen und eine Gepäcklore. | |
15.09.1901 | Beginn der ersten Winterpause der Bahn, die bis zum 15. Mai 1902 anhält. Auch in den kommenden Jahren wird nur ein Sommerbetrieb durchgeführt, im Winter ruht die Bahn. | |
1909 | Durch die Eröffnung der Strecke Ogenbargen - Bensersiel der Kreisbahn Wittmund-Aurich-Leer kommen deutlich mehr Ferierngäste nach Langeoog, wodurch auch der gute Ruf des Hospizes sowie zahlreicher weiterer neuer Logierhäuser beitragen. | |
1925 | Die Pferdebahngesellschaft erwägt den Einsatz lokomotivbespannter Züge. Dies wird aber verhindert, da die Gemeinde keinen Lärm im Ortsbild dulden möchte. | |
01.02.1927 | Die Gemeinde Langeoog übernimmt die Pferdebahn sowie die Fährschiffverbindung von der Reederei Esens-Langeoog AG. Zwei neue Fährschiffe werden bei der Meyerwerft in Papenburg bestellt, außerdem gelangen von der Emder Straßenbahn zwei antriebslose Wagen auf die Insel. | |
18.10.1936 | Im Sturm wird die Brücke stark beschädigt. Neun Tage später folgt eine Sturmflut, der die Brücke endgültig nicht mehr standhält. Eine Reparatur ist aussichtslos. | |
1937 | Weitreichende Entscheidungen werden getroffen, die die gesamte Inselbahn betreffen: Mit großem Kostenaufwand soll die Inselbahn motorisiert und auf Zugbetrieb umgestellt werden, gleichzeitig wird westlich der zerstörten Brücke eine neue Landungsbrücke auf Pfahljochen gebaut, die auch vom Zug befahren werden kann. Die Trasse wird verlegt und durch ein neues Deichschart geleitet. | |
15.07.1937 | Letztmalig fährt eine Pferdebahn auf Langeoog, nachdem zwei Wochen zuvor bereits die erste der beiden bei Deutz neu beschafften Dieselloks auf Langeoog eintreffen. Damit wird auch die Strecke zwischen dem Hospitz und dem südlichen Ortsausgang, wo der Bahnhof entsteht, stillgelegt, wo eine Fortführung des Betriebes mit den Motorloks auf den Widerstand der Gemeinde stößt - zudem hätte es Probleme mit dem Bogenradius an der Ecke Haupt- und Barkhausenstraße gegeben. Die neue Inselbahn wurde parallel zur Pferdebahn durch die Hellerwiesen verlegt. | |
09.1937 | Die Luftwaffe beginnt mit dem Bau eines Flugplatzes auf Langeoog. Die Luftwaffe legte hierfür (neben dem Deich) um den neuen Anleger herum auch zwei Hafenmolen an, die besonderen Schutz vor der offenen See bieten, außerdem eigene Anleger für Materialtransporte innerhalb des (1941 endgültig fertiggestellten) Hafens. Mit dem Bau gab es auch Mehrarbeit für die Inselbahn, obwohl die Luftwaffe eigene Materialbahnen auf "fliegendem Gleis" verlegte. | |
1939 | Nach Fertigstellung der Hafenmolen und des Deichs um den Flughafen musste die komplette Bahnstrecke 1939 auf den neuen Deich verlegt werden (Ab dem heutigen Golfcafe führte die Strecke damals geradeaus weiter zum Hafen). Der erst 1936/37 neu gebaute Anleger wurde wieder abgerissen. Als Ersatz wurde der Anleger der Firma Dyckerhoff & Widmann verwendet, der nach dem Hafenbau nicht mehr gebraucht wurde. | |
1945 | Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird der Flugplatz unbrauchbar gemacht und die Rollbahn umgepflügt. Die Inselgemeinde beschließt, Langeoog künftig von Kraftfahrzeugen freizuhalten. Der Inselbahnbetrieb selbst ruht zunächst für viele Monate. | |
1949 | Die Inselbahn kauft bei Schöma die dritte, fabrikneue Lok, die als "Kö 3" bezeichnet wird und deutlich kräftiger als ihre Vorgängerinnen ist. | |
1951 | Ein neuer Anleger wird im westlichen Hafenteil erbaut. Die Strecke wurde ab dem heutigen Golfcafe verschwenkt, um den neuen Anleger anzubinden. Für den sich langsam wieder einstellenden Aufschwung im Tourismus sind damit gute Voraussetzungen geschaffen. | |
1956 | Eine weitere Veränderung im Fahrzeugpark steht an, als die Inselbahn bei Schöma eine dieselhydraulische Lok erwirbt und die Kö 1 hierfür in Zahlung gibt. Die neue Lok erhält ebenfalls die Bezeichnung "Kö 1". | |
30.05.1961 | Langeoogs neueste Neuerwerbung ist der erste Triebwagen, VT 1, der von der Kreis Altenaer Eisenbahn (KAE) stammt. Der doppelmotorige Wagen dient künftig als Zugmaschine des Personenzuges, wodurch die Fahrgastkapazitäten weiter erhöht werden können. | |
1964 | Erneuerungsarbeiten an den Gleisen und am Fahrzeugschuppen. | |
15.08.1966 | Der VT 2 wird in Betrieb genommen, nachdem das Fahrzeug bereits 1964 auf die Insel kam und über zwei Jahre hinweg in der Werkstatt umgebaut wurde. Der Wagen steht nun am anderen Zugende der Personenzüge, so dass am Anleger nicht mehr umgesetzt werden muss. | |
1971 | Erweiterung des Bahnhofs Langeoog. | |
25.06.1976 | Erster Einsatztag des neuen VT 3, der als Reservefahrzeug dient und regelmäßig vor dem zweiten Zugstamm eingesetzt wird. Der Wagen lief zuvor bei der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft, von der gleichzeitig auch der Doppelbeiwagen VB 5/VB 6 übernommen wurde. | |
1980 | Die Inselbahn erneuert ihre Gleisanlagen und verwendet erstmalig ein Schotterbett. | |
22.07.1981 | Von der stillgelegten Spiekerooger Inselbahn hat die Langeooger Bahn bereits im Juni die Schöma-Lok 6 übernommen, die als Kö 4 auf Langeoog in Betrieb geht. Damit ist endlich Ersatz voirhanden für die altersschwache Kö 2, die daraufhin im Oktober 1982 endgültig abgestellt wird und 1985 auf den Denkmalsockel gegenüber vom Bahnhof gelangt. | |
12.05.1982 | Von der stillgelegten Juister Inselbahn wird das Schwesterfahrzeug des VT 1 übernommen und als VT 4 eingereiht. Damit können beide Personenzüge nun mit jeweils einem Triebwagen an jedem Zugende gefahren werden. | |
1994 | Mit finanzieller Unterstützung des Landes Niedersachsen beginnt ein großangelegtes Modernisierungsprogramm, das den Neubau von zehn Personenwagen (äußerlich angelehnt an die alten Weyer-Wagen) und von fünf wendezugfähigen Dieselloks vorsieht. Mit den hochmodernen Wendezügen, die an jedem Zugende eine Lok besitzen, soll das historische Erscheinungsbild der Bahn gewahrt bleiben, gleichzeitig aber der Triebwagenbetrieb aufgegeben werden. Auch in anderen Bereichen wird etwas getan, so wird die Frachthalle vergrößert und modernisiert. | |
26.11.1994 | Die ersten acht neuen Personenwagen erreichen die Insel, bis Ende März 1995 sind auch die übrigen Wagen fertiggestellt. Im Gegenzug verlassen im März 1995 VT 1, VT 3 und VT 4 die Insel, um bei der Harzer Schmalspurbahn eine neue Verwendung zu finden. | |
28.11.1995 | Grundsteinlegung für den Bahnhofsneubau. | |
02.11.1998 | Baubeginn am Hafenbahnhof: Bis Frühjahr 2000 werden die Gleisanlagen erweitert und ein neuer Mittelbahnsteig erreichtet, damit beide Zuggarnituren gleichzeitig von den Fahrgästen benutzt werden können. Damit einher ging eine Entzerrung der Verkehrswege am Hafen. | |
01.06.1999 | VT 2, der eigentlich als Reserve und Museumsfahrzeug auf der Insel belieben sollte, wird an die Selfkantbahn abgegeben, bei der sich auch die ursprüngliche Kö 1 befindet. Dort bleibt der Wagen betriebsfähig erhalten. | |
2002 | Die Inselbahn ersetzt systematisch ihre Gleisanlagen und baut neue Schienen ein. Ein Teil des alten Gleismaterials wird nach Spiekeroog abgegeben, wo das marode Gleis der Pferdebahn ausgetauscht werden muss. | |
23.06.2005 | Der erste von zwei neuen Wagen für den Fahrräder-, Gepäck- und Rollstuhltransport trifft auf Langeoog ein. Die Wagen 05/12 und 05/13 sollen künftig den regulären Zuggarnituren beigestellt werden. | |
2009 |
• Ammermann/Detlefsen/Horb/Uplegger: Schiffahrt der Inselgemeinde Langeoog - Chronik der Reederei und Inselbahn. Bad Segeberg 1996.
Im vergangenen Jahr stellte die Langeooger Inselbahn ihren Frachtverkehr auf Roll-on-Roll-off-Wagen um, die mit Elektrokarren auf der Straße wischen Hafen und Inselort gezogen werden. Auf diese Weise kann der Umschlagvorgang am Hafen entfallen und die Wirtschaftlichkeit der Bahn deutlich erhöht werden. Für den Güterverkehr hatte die Inselbahn bis zuletzt noch einen größeren Park an Flachwagen vorgehalten, der nun größtenteils überzählig ist und in der ersten Jahrsehälfte verkauft wird. Es bleiben nur einige wenige Wagen auf der Insel, die den regulären Personenzügen für den Gepäcktransport beigestellt werden• Rogl: Die Nordsee-Inselbahnen. Düsseldorf 1980-1995. • Quill: Langeooger Inselbahn. In: Sammelwerk Neben- und Schmalspurbahnen, 8. u. ?. EL. • Werning: Inselbahnen der Nordsee. München 2014. • Aufzeichnungen von Ulrich Uplegger. |