Spiekeroog gilt bei vielen Kennern als die schönste der ostfriesischen Inseln. Sicherlich ist die Insel eine der ruhigeren, und so fällt es heute schwer zu glauben, dass ausgerechnet hier die allererste Inselbahn für den öffentlichen Verkehr rollte - obwohl Planungen auf Norderney schon älter waren und u.a. auf Borkum und Wangerooge bereits Materialbahnen existierten.
Spiekeroog betrieb über 64 Jahre eine Pferdebahn zunächst als Strandzubringer, dann als Verkehrsmittel zwischen dem Inselort und dem Anleger. Als diese 1949 eingestellt und motorisiert wurde, war sie die letzte aktive Pferdebahn Deutschlands. Bis 1981 rumpelten »richtige« Inselbahnzüge über die Gleise, bis die Bahn einem ortsnahen Hafenneubau weichen musste. Heute existiert auf einem Teilstück der alten Strecke die einzige Museums-Pferdebahn in Deutschland.
Auf Spiekeroog sind heute noch vergleichsweise viele Reste der Inselbahn zu sehen. Ein paar Impressionen zeigt die Fotogalerie: Stillgelegt....
Die wichtigsten Eckdaten der Spiekerooger Inselbahn sind in der nachfolgenden Zeittafel aufgeführt.
| 05.06.1885 | Erteilung der Betriebsgenehmigung für die geplante Strandbahn auf Spiekeroog. |
| 08.07.1885 | Eröffnung des Bäderverkehrs zwischen dem Dorf auf der Höhe des Hauses Norderloog 10 (ungefähr am heutigen Hotel zur Linde) und dem Herrenbadestrand. Auf 1,66 km Strecke hat die Bahn fünf Haltestellen. Ein Materialgleis zum Watt zweigt von der Pferdebahn ab. |
| 08.08.1891 | Spiekeroog baut seit Oktober 1890 einen Anleger, nachdem die bisherigen Lösungen sowohl für den Bäderverkehr wie auch für das Anlanden von Material nicht befriedigen. Die Einweihung des ersten 40 m langen Anlegestegs findet allerdings noch ohne Bahnanschluss statt. |
| 18.07.1892 | Einweihung der 1.480 m langen neuen Verbindung von der bisherigen Strandbahn zum Anleger für den öffentlichen Verkehr. Die Strecke zweigt ungefähr auf Höhe des heutigen "Haus am Meer" ab. Damit können die Badegäste bequem vom Schiff aus zum Dorf gelangen. Im Bereich des Anlegers verläuft das Gleis auf dem Wattboden, so dass ein zusätzlicher kleiner Hilfssteg errichtet wird. |
| 1907-1908 | Ein richtiger Bahnhof wird vor Günsels Hotel im Westerloog gebaut, wobei ein kleines hölzernes Bahnhofsgebäude mit Fahrkartenausgabe und Gepäckaufbewahrung entsteht. In der Badesaison wird neben dem Verkehr zum Anleger weiterhin zum Herrenbadestrand gefahren. |
| 1924 | Verlegung des bisherigen Endpunktes im Ort an den westlichen Dorfrand und damit einhergehende Verkürzung der Strecke. |
| 1927 | Neubau eines wintertauglichen Anlegers, nachdem der alte 1926 bei schweren Winterstürmen zerstört wird. Auch auf diesen Neubau werden die Gleise nicht direkt geführt, sondern bleiben weiterhin auf dem Wattboden liegen. Erwerb von drei neuen Pferdebahnwagen, so dass insgesamt sechs Fuhrwerke zur Verfügung stehen. |
| 1931 | Nach Landverlusten wird der Herrenbadestrand aufgegeben und in Dorfnähe verlegt. Die Strandbahn ist damit überflüssig und wird nicht mehr planmäßig befahren. |
| 1934 | Bau einer neuen Wagenremise am westlichen Ortsrand, die nördlich von der bestehenden Bahn abzweigt. |
| 1947 | Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Spiekeroogs Pferdebahn die letzte planmäßig betriebene in Deutschland. Mit dem Bau eines neuen, deutlich massiveren Anlegers wird begonnen, der erstmalig auch die Eisenbahn aufnehmen soll. Von der Gemeinde Wangerooge wird neben Wagen eine Diesellok und ein Triebwagen gekauft. |
| 01.06.1949 | Umwandlung der Bahn in eine motorbetriebene Kleinbahn und Beendigung des straßenbahnähnlichen Pferdebahnbetriebes, nachdem dies eigentlich schon zur Saison 1948 vorgesehen war. |
| 1957 | Nachdem die beiden gebrauchten Fahrzeuge mit den immer weiter steigenden Transport- und Besucherzahlen nicht mehr mithalten können, erwirbt die Inselbahn die fabrikneue Schöma-Lok 4. Weitere Fahrzeuge wurden von der Kleinbahn Leer-Aurich-Wittmund übernommen. |
| 1958 | Erneut wird die Strecke um 400 Meter gekürzt, als das (heute noch existierende) Bahnhofsgebäude am westlichen Ortsrand entsteht. Direkt am Gebäude wird die Gepäckhalle angebaut, in die die Züge direkt einfahren können. |
| 1962 | Bau einer neuen Wagenhalle mit Werkstatt südlich des Empfangsgebäudes (heute Betriebshof der Gemeinde). Die alte hölzerne Wagenremise wird daraufhin kurz nach der großen Februars-Sturmflut abgerissen. |
| 1963 | Bau der WSA-Strecke und des WSA-Anlegers unmittelbar neben dem Anleger der Inselbahn zum Anlanden von schweren Baumaterialien für die weitere Befestigung der Insel. Bis zum Zeltplatz laufen die beiden Strecken nebeneinander her. Am Haltepunkt West trifft die WSA-Strecke wieder auf das Stammgleis der Inselbahn. Einige Meter der ursprünglichen Strandbahn werden dabei von der Neubaustrecke mitbenutzt. Im gleichen Jahr wird der T 5 angeschafft, der zuvor bei der Kleinbahn Emden-Pewsum-Greetsiel arbeitslos wurde. |
| 1965 |
Einigung zwischen WSA und der Inselbahn: Der deutlich massivere WSA-Anleger darf von der Bahn mitbenutzt werden und ist damit fortan der reguläre Anleger der Insel. Das zweite Gleis zwischen Zeltplatz und Anleger kann daraufhin abgebaut werden. Der ältere Anleger wird zunächst noch für Frachttransporte, später als Eisbrecher weiterverwendet.
Im gleichen Jahr wird Lok 6 fabrikneu beschafft, die die stärkste Maschine der Inselbahn darstellt. T 1 und Lok 2 werden daraufhin endgültig abgestellt. |
| 19.11.1979 | Offizieller Baubeginn des neuen ortsnahen Hafens. |
| 29.05.1981 | Offizielle Einstellung des Inselbahn-Betriebes, Eröffnung des Museums-Pferdebahnbetriebes. |
| 05.1985 | Beendigung des Gleisabbaus zwischen dem Anleger und dem Haltepunkt West mit Lok 4. Die Maschine bleibt daraufhin zusammen mit drei Wagen am ehemaligen Bahnhof als Denkmal stehen. |
| 12.2000 |
• Rogl: Die Nordsee-Inselbahnen. Düsseldorf 1980-1995.
Lok 4 und die drei Personenwagen werden vom Deutschen Eisenbahn-Verein (Bruchhausen-Vilsen) abtransportiert, nachdem die Fahrzeuge durch die lange Abstellzeit in einem nahezu schrottreifen Zustand sind. Eine Aufarbeitung ist aber durchaus geplant.• Riehemann: Die Spiekerooger Inselbahn. In: Die Schmalspurbahn 12 (1993). • Nolte: Die Spiekerooger Inselbahn. Nordhorn 2000. |
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