Minsener Oog

Minsener Oog. Foto: Malte Werning
Weitgehend unzugänglich existiert auf dem Strombauwerk Minsener Oog noch eine kurze 600mm-spurige Küstenschutzbahn. Foto: M. Werning

Die Insel Wangerooge gilt eigentlich als die östlichste der sieben ostfriesischen Inseln, doch noch weiter östlich befindet sich unmittelbar vor der Jademündung die unbewohnte Insel Minsener Oog, die sich erst im 20. Jahrhundert aus den Sandbänken Olde Oog und Minsener Oog entwickelte.

Relativ unbekannt ist, dass auch sie eine Inselbahn hat: Das Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven betreibt auf ihr eine 600 mm-spurige Materialbahn, die für den Küstenschutz notwendig wurde und lange Zeit auf einem ausgedehnten Streckennetz entlang der künstlichen Buhnen fuhr. Auch heute noch fährt die Bahn, wenngleich nur noch auf einem gut 1,5 km langen Streckennetz zwischen dem Anleger und den Wohn- bzw. Gerätebarracken des WSA. Das übrige Streckennetz existiert größtenteils noch, wird aber nicht weiter unterhalten und liegt stellenweise bereits unter Sand.

Gleich zu Anfang muss klargestellt werden: Besucht werden kann diese Insel und die Bahn nicht! Minsener Oog ist strengstes Naturschutzsperrgebiet im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Von Schillig aus führt ein 6 Kilometer langer trockenfallender Wattwanderweg auf die Insel. Für Besucher ist aber lediglich der Südzipfel von Minsener Oog freigegeben, wo auch eine entsprechende Informationstafel errichtet wurde. Allerdings sollte man die Warnung der Behörden ernst nehmen und sich nicht alleine auf den Weg durch das Watt machen – so mancher neugierige Mensch kehrte von seinen Ausflügen ins Watt nicht mehr zurück, als sich die ersten Priele nach der Ebbe wieder mit Wasser füllten. Und die Flut kann schneller kommen, als ein Mensch laufen kann.

Zur Entstehung und Historie des »Strombauwerks Minsener Oog« selbst enthält die Seite Geschichte viele weitere Informationen, die hier zunächst außer Acht gelassen werden sollen. Nachfolgend daher nur ein Überblick über die Küstenschutzbahn selbst:

Natur- und Vogelschutz hatten Anfang des 20. Jahrhunderts allerdings noch keinen hohen Stellenwert bei dem Ausbau der Insel: Für die notwendigen Materialtransporte auf dem Strombauwerk wurde spätestens in den 1920-er Jahren die Bahn erbaut und vom Marineressort Strom- und Hafenbau betrieben. Die Gleise wurden dabei direkt auf den mehrere Kilometer langen Buhnen verlegt und erreichten insgesamt eine Länge von rund zehn Kilometern. Auch auf abzweigenden kurzen Buhnen befanden sich die Materialbahngleise, denn die Bahn war der Garant für die bestmögliche Unterhaltung des Bauwerkes und zudem fast die einzige Möglichkeit, sich auf der Vogelinsel fortzubewegen. In den 1930-er Jahren erhöhten sich auch die militärischen Aspekte, denn der Insel oblag, neben Wangerooge, die militärische Sicherung der strategisch äußerst wichtigen Jade. Für die Versorgung von zwei Scheinwerferständen wurden zwei neue Lokomotiven für Minsener Oog beschafft, außerdem entstanden Geschützstellungen wie der heute noch stehende Turm am Ende der Buhne A.

In den 1980-er Jahren besaß die Bahn immerhin zwei Diema- und eine Jung-Lokomotive, eine Fahrzeugliste befindet auf der Seite Fahrzeuge. Nahe des neuen Leucht- und Radarturms befindet sich der Bauhof des WSA auf Pfahlgebäuden. Über eine Rampe werden auch die Loks in einem eigenen Lokschuppen auf den Hochbauten untergestellt. Ein anderer Gebäudekomplex befindet sich nur wenige Meter weiter entfernt und enthält die Unterkünfte der Arbeiter bzw. des Vogelschützers. Ein einziges Umfahrgleis ermöglicht das Umsetzen der Loks.

1998 wurde die ständige Besetzung des WSA-Bauhofes aufgegeben und gleichzeitig die bislang hier ständig präsenten Buhnenwärter von der Insel abgezogen. Mit der Stillegung des Leuchtturms am Ende der Buhne A entfiel auch die Notwendigkeit, die Strecke in diesem Bereich weiter zu unterhalten, die seitdem stilliegt und teilweise bereits von Sandmassen begraben wurde. Die Aufgabenstellung der Inselbahn hat sich daher gewandelt, sie dient jetzt fast nur noch der Personalbeförderung sowie Versorgungsaufgaben. Befahren wird nur noch ein kurzes Reststück der Bahn, nämlich die Gleise zwischen Anleger, der Wohnbarracke sowie dem aufgeständerten Betriebshof, wo die Fahrzeuge abgestellt und gewartet werden können.

Hier geht es zur Fotogalerie dieser Strecke.

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