Fahrzeuge

646 auf Usedom. Foto: Malte Werning
Seit 2000 auf Usedom das Standardfahrzeug: Moderner Dieseltriebwagen der Baureihe 646/946. Foto: M. Werning

Das Kapitel »Fahrzeuge« muss bei Inseln, die über eine feste Gleisverbindung mit dem Streckennetz auf dem Festland verbunden sind, immer etwas differenziert betrachtet werden. Auf die Inseln Sylt, Fehmarn, Rügen und Usedom kommen tagtäglich diverse Triebfahrzeuge und Wagen mit verschiedenen Zugarten, die in keinem speziellen Zusammenhang mit den Inseln stehen. Eine Erfassung und Auflistung solcher Betriebsmittel würde selbstverständlich den Rahmen von inselbahn.de bei Weitem sprengen. Dennoch gab bzw. gibt es auf den genannten Inseln auch Fahrzeuge, die speziell für den Einsatz auf diesen Inseln beschafft oder verwendet werden oder wurden. So waren stets – bis heute – auf Usedom eigene Fahrzeuge beheimatet, die hier für den inselinternen Verkehr zur Verfügung standen.

Die Preußischen Staatseisenbahnen richteten in Swinemünde ein Bahnbetriebswerk ein. Die bewährte T 18 (DRG-Baureihe 78) wurde erstmals 1918 hier beheimatet, der Bestand vergrößerte sich bis 1931 auf beachtliche 15 Exemplare, die den Verkehr auf Usedom bewältigten. Für Güterzüge waren auch zwei preußische G 8 (DRG-Baureihe 55) vorhanden. Vor Fernzügen waren Loks der Baureihen 17 und 38 zu sehen. Größere Schnellzugloks liefen Usedom normalerweise aber nicht an, denn diese konnten auf den 20 Meter-Scheiben nicht drehen.

86 1119 in Bansin. Foto: Detlef Winkler
86 1119 mit Witte-Windleitblechen in Bansin, Juli 1972. Foto: D. Winkler

Mit dem Bau der Heeres-Versuchsanstalt in Peenemünde und der Zweigstrecke ab Zinnowitz änderte sich die Fahrzeugsituation beträchtlich. Für den Werkverkehr beschaffte die Wehrmacht zunächst mehrere Diesellokomotiven und für den Werkpersonenverkehr Akkutriebzüge, die auch auf dem übrigen Usedomer Netz zu sehen waren. Swinemünde hingegen erhielt 1938 und 1941 zwei Güterzugloks der Baureihe 56 und im Kriegsverlauf vier Loks der Baureihe 52 zugeteilt, die 78er wurden teilweise durch Loks der Baureihe 74 ersetzt. Ab 1942 erhielt die Heeres-Versuchsanstalt für den elektrischen Werkpersonenverkehr nach Zinnowitz die 15 S-Bahn-ähnlichen zweiteiligen Elektrotriebwagen.

Nach dem Kriegsende 1945 war Usedom vom Festland abgeschnitten. Auf der Insel wurden 25 Lokomotiven und 471 Güterwagen gezählt, die in der Folgezeit größtenteils in die UdSSR als Reparationsleistung abgefahren wurden.

Mit der Wiederaufnahme des zivilen Verkehrs auf der Insel wurde nun Heringsdorf neues Betriebswerk für die Dampfloks. Hier wurden vier Loks der Baureihe 56 (407, 489, 827, 855) stationiert, auch zwei 91er (402, 1003) standen zur Verfügung – Ende 1950 soll sich auch noch die z-gestellte 38 1469 im Bestand befunden haben. Mindestens eine Kleinlok, vermutlich aus den Beständen der ehemaligen Heeres-Versuchsanstalt, soll auf der Insel für Militärfahrten zur Verfügung gestanden haben. Der 56-Bestand wurde in den Folgejahren noch ausgebaut, eine Bestandsübersicht zum Stichtag 1. Juli 1955 befindet sich in dem Kasten unten links.

Bw Heringsdorf | 01.07.1955
BaureiheBetriebsnummern
55779z
56407, 489, 530, 570, 617, 669, 811, 887
VT 135033, 039, 063
Bw Heringsdorf | 31.12.1975
BaureiheBetriebsnummern
861040, 1119, 1148, 1563
106322, 632
110339, 380, 416, 419, 446, 475
190822, 852
197811

Quelle: T. Radics

Ab 1953 waren auf Usedom die drei Triebwagen VT 135 033, 039 und 063 speziell für die Peenemünder Strecke stationiert, da hier vor allem wegen der andauernden Munitionsverseuchung kein Brandschutzstreifen eingerichtet werden konnte. Dazu wurden hier mehrere Beiwagen zwei- und vierachsiger Bauart (VB 140 239, 336, 394, 525 und 603, VB 147 027, 049, 052 und 055) beheimatet. Der Triebwageneinsatz endete schon 1962, doch die Beiwagen blieben auf der Insel und wurden von Loks der Baureihe V 36 gezogen. Ab 1971 waren dann die Kleinloks der Baureihe 102 in diesen Diensten anzutreffen.

Mitte der 1960er-Jahre mussten die 56er abgelöst werden. Ersatz kam in Form der DRG-Einheitsloks der Reihen 64 und 86, wobei sich vor allem Letztere auf der Insel bewährten. In eigener Werkstatt fertigten die Heringsdorfer Witte-Windleitbleche für die Maschinen, welche die Loks auf dem Festland nicht trugen.

1974 endete die Dampftraktion auf der Insel. Neben zwei Loks der Baureihe 106 (322, 632) für den Güterverkehr wurden mehrere Maschinen der Baureihe 110 auf die Insel versetzt, die den Personenverkehr übernahmen. Zum Stichtag 31.12.1975 waren beim Bw Heringsdorf die Fahrzeuge in dem Kasten links beheimatet.

Schon 1980 hatten die 110 den Gesamtverkehr auf der Insel in der Hand. Dieser Zustand sollte in dieser Form bis 1993 anhalten.

Im Rahmen des »Projektes Usedom« wurden ab Mai 1993 insgesamt 17 modernisierte Triebwagen der Baureihe 771 (ehemals Reihe 171) auf die Insel verfrachtet, zu denen sich zehn Steuerwagen 971.6 (umgebaute Beiwagen 171.8) gesellten. Mit den Schienenbussen wurden, meist dreiteilig in der Reihung VT + VS + VT, ein Stundentakt auf der Insel eingeführt. Die Loks der Baureihe 110 – nun als 201 bezeichnet – wurden mitsamt der meisten Personenwagen abtransportiert, lediglich 201 380 und 201 792 verblieben als Reserveloks auf der Insel. Sie wurden allerdings kaum noch benötigt.

Die Usedomer Fahrzeuge gingen zum 1. Juli 1995 in den Bestand der neuen Usedomer Bäderbahn GmbH (UBB) über. Für die seitdem vorhandenen Fahrzeuge sind bereits die Listen 1995-2002 und 2002- angelegt worden.

Ein Großteil der abgestellten 771 und 971 wurden Anfang 2002 nach Rumänien verkauft. Die verbliebenen Fahrzeuge, darunter auch die beiden Dieselloks und das ASF, befinden sich nach wie vor auf Usedom und wurden in den vergangenen Jahren – obwohl ohne jede Nutzung durch die Bahn – optisch wieder in einen sehr guten Zustand gebracht.

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